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Jagdhundezucht - Lohnt das?

  • Autorenbild: Sigrid Ackert
    Sigrid Ackert
  • 27. März 2024
  • 3 Min. Lesezeit


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Corona hat so vieles verändert - auch die Nachfrage nach Hunden. Jeder Züchter konnte sich über goldenen Zeiten freuen. Bei riesiger Nachfrage und beschränktem Welpenangebot explodierten die Preise. Interessenten mussten froh sein, wenn sie einen der begehrten Welpen kaufen durften. Manche boten zusätzlich zum Welpenpreis Geld an um überhaupt an einen ersehnten vierbeinigen Begleiter zu kommen. Für einen Wurf meldeten sich unzählige Interessenten.


Nach Corana sieht die Situation wieder ganz anders aus. Die Lockdowns sind vorbei, viele arbeiten wieder mehr in Präsenz oder wollen einfach wieder in den Urlaub fahren. Da fehlt die Zeit für einen Welpen. Die Vermarktung der Welpen gestaltet sich jedenfalls anders. Tierheime sind voll. So mancher Welpe muss länger beim Züchter warten bis sich ein geeigneter Interessent findet.


Welchen Unwägbarkeiten ein nichtgewerblicher Jagdhundezüchter, der 1-2 Würfe im Jahr groß zieht, unabhängig von Corona sowieso ausgesetzt ist, zeigt folgende Auflistung beispielhaft:


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Schnell drängt sich die Frage auf:

LOHNT SICH DAS?

Oder besser:

WAS MUSS EIN WELPE KOSTEN, DAMIT ES SICH LOHNT?


Der Arbeits- und Zeitaufwand ist unabhängig von der Größe des Wurfes für den seriösen Züchter immens. Setzt man nur drei Stunden pro Tag in den 8 Wochen Aufzuchtszeit mit dem Mindestlohn an, sprechen wir bereits von gut € 2.300, die neben allen anfallenden Kosten auch in eine Kalkulation mit einfließen müßten. Fängt man dann noch an, mögliche Risiken in der Kalkulation zu beziffern, wird schnell offenkundig, dass Idealismus, Herzblut und die Liebe zu den Hunden die Hauptantriebsfeder für die Zucht sein sollte, anstelle von Profitstreben.

Eigentlich sollte es selbstredend sein, dass Jagdhundezüchter ihre Welpen nur in geeignete Jägerhände geben. Hier genau hinzuschauen und kritisch nachzufragen, bedeutet für den Züchter viel Mühe und Aufwand. Vielleicht findet man daher nicht selten Welpen aus jagdlichen Leistungszuchten in Nichtjägerhänden. Kürzlich bin ich einem nichtjagdlichen Hundehalter mit einem noch nicht mal einjährigen Vizsla begegnet, der stolz auf seinen Hund mit echten VUV Papieren war, aber sich nicht mal an den Zwingernamen oder den Namen des Züchters erinnerte. Züchter ist offensichtlich auch nicht gleich Züchter, auch wenn das Etikett VUV darauf klebt.


Bei einem Deckrüdenbesitzer sieht das Verhältnis von Zeitaufwand und Einnahmemöglichkeiten etwas anders aus. Die Decktaxe kann man bei einem Zeitaufwand von nicht mal einer Stunde pro Deckakt quasi als Reinerlös betrachten. Unwägbar bleibt dafür, ob man angefragt wird von Züchtern, also überhaupt zum Zuge kommt.


Und da wären dann noch die Welpenkäufer. Aktive Jäger betreiben bekanntermaßen eine recht kostspielige Leidenschaft. Bei reviertauglichen Autos, edlen Waffen, modernster Technik und jahreszeitlich angepasster, praxistauglicher Kleidung sowie sonstiger Ausrüstung ist das Teuerste oft gerade gut genug. Der Preis für einen Jagdhundewelpen ist dagegen schon mal eine heikle Sache und sollte am besten möglichst günstig sein. Wer einen Jagdhund ausbilden, einsetzen und halten will, sollte sich klar darüber werden, dass der Anschaffungspreis sehr schnell nicht mehr wirklich ins Gewicht fallen wird, bei den Kosten, die ein Jagdhundeleben lang nun mal anfallen werden.

Auch der Blick auf den Züchter lohnt. Bekommt man nach 8 Wochen einen Welpen übergeben, dessen Aufzuchtsbedingungen nicht wirklich transparent waren, und hört und sieht den Züchter fortan nicht mehr. Oder erhält man Einblick in den Zwinger, darf Zeit mit dem Wurf verbringen, bei der Auswahl des Welpen mitwirken, entwickelt ein freundschaftliches Verhältnis zum Züchter, der auch bei der Ausbildung unterstützt und auf jeden Fall immer ansprechbar bleibt, wenn es irgendwo zwickt. Auch das sind Faktoren, die den Wert eines Welpen ausmachen sollten.


In dieser speziellen Gemengelage dürfen auch die Zuchtvereine nicht unerwähnt bleiben. Obwohl sie in der Regel in ihren Satzungen eine Verantwortung für die kommerziellen Themen der Zucht ausschließen, bieten sie oftmals doch eine Plattform für vermutlich Neid- und Missgunst getriebene Anfeindungen unter den Züchtern. So menschelt es schon mal ordentlich, wenn das eigene Stück vom Kuchen für so manchen immer viel zu klein erscheint.


Eines steht jedenfalls fest:

Ohne Jagdhundezüchter, stünden den Jägern keine Jagdhunde zur Verfügung. Insofern wäre es wünschenswert, dass sich alle eben benannten Gruppen vielmehr mit Offenheit, Wertschätzung und Anerkennung begegnen würden, damit die Zucht unabhängig von Aufwand, Kosten und Profit einfach nur Freude machen kann und alleine deswegen lohnt.


Foto: Nina-Su Birkenhauer


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