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Mein Weg zum Züchter von Magyar Vizslas unter dem Dach des VuV, VDH und FCI

  • Autorenbild: Sigrid Ackert
    Sigrid Ackert
  • 15. Okt. 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Jan. 2021



Es ist mir ein persönliches Anliegen meinen Weg zum Züchter unter dem Dach des VuV (Verein Ungarischer Vorstehhunde, VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.) und FCI (FEDERATON CYNOLOGIQUE INTERNATIONALE) darzustellen.


Der Magyar Vizsla muss mit dem schweren Schicksal leben mehr und mehr als Modehund und nicht als reiner Jagdhund Verwendung zu finden. Deshalb ist es mir besonders wichtig aufzuklären. Sachlichkeit steht für mich bei aller Liebe für diese Rasse im Vordergrund, um Interessenten dieser Rasse die Möglichkeit zu geben, Unterschiede erkennen zu können.


Vorab sei gesagt, dass die folgenden Anforderunungen sowohl für die Zuchthündin, als auch für den Zuchtrüden gelten.


  1. Ganz am Anfang steht natürlich die Anschaffung einer Hündin aus einer jagdlichen Leistungszucht mit Papieren der eben genannten Verbände. Ohne diese wäre das spätere Führen auf Verbandsprüfungen und damit die Zucht nicht möglich. Diese Züchter verkaufen ihre Welpen in aller Regel nur an Inhaber des Jagdscheins. Nicht umsonst bezeichnet man diesen auch als "Grünes Abitur". Der Kurs ist zeitaufwendig, kostenintensiv, anspruchsvoll und endete mit einer schriftlichen, praktischen und mündlichen Prüfung bei der die Durchfallraten nicht vernachlässigbar sind. Diese Hürde soll auch so hoch sein, da die Verantwortung des Jägers gegenüber dem Wild, der Hege und dem Umgang mit Waffen erheblich ist.

  2. Der Welpe durchläuft dann eine zwei- bis dreijährige Ausbildung, die im Grunde tagtäglich stattfindet. Der Grundgehorsam, also das was hinlänglich Hundeschulen versuchen zu vermitteln, als Basis jeder weiteren jagdlichen Ausbildung wird bei jedem Spaziergang trainiert. Und zwar vom ersten Tag an. Die jagdliche Frühprägung, mithin der Kontakt zu möglichst vielen Wildarten, flankiert diesen ersten Prozess. Danach folgen Prüfungsvorbereitungskurse beim JGHV (Jagdgebrauchshundverband e.V.) und unzählbare Stunden des Trainings. Hierfür benötigt man nicht nur die Zeit und die Freude an dieser Arbeit, sondern auch Helfer (für z.B. Schleppen oder Schweißfährten) und den Zugang zu entsprechenden Jagdrevieren. Jagdhundeausbildung ist nämlich Bestandteil der Jagdausübung. Macht man das ohne Jagdschein oder ohne Erlaubnis des Jagdpächters auf irgendeiner grünen Wiese, dann erfüllt man den Straftatbestand der Jagdwilderei. Dass auch einiges an Equipment erforderlich ist, ist wohl selbstredend.

  3. Die Hündin und ich stellten uns den Verbandsprüfungen: Der Verbandsjugendprüfung (Anlagenprüfung), der Herbstzuchtprüfung (Gesellenprüfung) und der Verbandsgebrauchsprüfung (Meisterprüfung), jeweils nach den Prüfungsordnungen des JGHV. Die ersten beiden Prüfungen sind sogenannte Anlagenprüfungen und unterliegen einer Altersbeschränkung. Die VGP als Meisterprüfung dauert zwei Tage und es werden rund 30 Fächer im Wald, im Feld und im Wasser geprüft. Verhältnismäßig wenige Jagdhunde treten zu dieser Prüfung überhaupt an mangels fehlender Leistungsfähigkeit des Hundes oder fehlender Ambition des Führers. Die erzielten Ergebnisse haben einen hohen Stellenwert für die Zucht. Nur wenn alle 3 Prüfungen von den Zuchttieren bestanden werden, ist eine Zucht möglich. Daneben haben wir die Brauchbarkeitsprüfung absolviert. Erst damit darf der Hund aus Versicherungsgründen im Jagdbetrieb eingesetzt werden.

  4. Zeigt sich in dieser Ausbildung, dass der Hund das Zeug zum Bestehen der VGP haben wird und keimt infolgedessen die züchterische Ambition, bedarf es gesundheitlicher Untersuchungen. Diese basieren auf bekannten gesundheitlichen Schwachstellen der Rasse, die es gilt auszumerzen oder zumindest nicht weiter zu vermehren. Beim Magyar Vizslar werden präventiv die HD-Untersuchung (Hüftgelenksdysplasie), die von einem HD-Gutachter ausgewertet werden muss, und die Augenuntersuchung, die von einem Tierarzt ausgeführt werden muss, der dem "Dortmunder orthalmologischen Kreis" (DOK) angehört, gefordert. Die HD-Untersuchung kann nur unter Narkose vorgenommen werden. Ergeben sich bei diesen Untersuchungen positive Befunde, ist der Hund von der Zucht ausgeschlossen.

  5. Weiter muss der Zuchthund dem äußeren Erscheinungsbild der Rasse entsprechen. Dies beurteilen Formwertrichter auf Zuchtschauen. Auch hier hat das Ergebnis eine hohe qualitative Aussagekraft.

  6. Letztlich muss der Hund auf einer Ankörung des VuV vorgestellt werden. Hier wird das Vorliegen der absolvierten Verbandsprüfungen und der negativen Gesundheitsuntersuchungen festgestellt sowie der endgültige Formwert bestimmt. Nur, wenn dies alles erfüllt ist, wird die Zuchttauglichkeit dieses Hundes bestätigt und eine Zucht aus "Form, Anlagen und Leistung" ist möglich. Auf diesem Weg gibt es also eine Vielzahl von Ausschlussgründen, die den Plan zu züchten sehr schnell zunichte machen können.

  7. Wenn man nun eine zuchttaugliche Hündin sein Eigen nennen darf, kann man einen Zwinger anmelden beim VuV (Rasseverein), VDH (nationale Dachorganisation) und FCI (internationale Dachorganisation). Hierfür gilt es wiederum einige Formalien zu erfüllen. Vor allem aber bekommt man Besuch vom Zuchtwart des VuV, der die geplante Zuchtstätte in Augenschein nimmt und die Tauglichkeit im Sinne des Tierschutzgesetzes und der darüber hinausgehenden Vorgaben des VuV überprüfen und bestätigen muss.

  8. Ist all dies nun erfüllt, steht die Zuchtplanung an. Ein passender Rüde muss gefunden werden. Dieser sollte nicht nur gefallen und mit bestmöglichen Werten angekört (=zuchttauglich erklärt) worden sein, sondern auch genetisch gut zur eigenen Hündin passen. Zuchtwertschätzungen, also statistische Erhebungen auf Basis von Daten vieler Generationen der in Betracht kommenden Tiere werden angestellt. Die in der engeren Auswahl stehenden Rüden werden in aller Regel von den Eigentümern der Hündin besucht um einen persönlichen Eindruck zu bekommen, sie ggf. im praktischen Jagdeinsatz erleben zu können und nicht zuletzt um sich mit den Eigentümern der Rüden über die Deckbedingungen einig zu werden. Sodann muss eine Entscheidung für einen Rüden getroffen werden und die Läufigkeit der Hündin abgewartet werden.

Deckakt, Trächtigkeit, Geburt, Aufzucht und Verkauf der Welpen folgen. Themen, die diesen Rahmen sprengen würden und in einem weiteren Beitrag Raum finden werden.


Auf diesem langen Weg zum Züchter unter dem Dach des VuV, VDH und FCI fallen natürlich erhebliche Kosten an: Anschaffung und Unterhalt der Hündin, Tieraztkosten, Gebühren für Ausbildungskurse, Prüfungsmeldungen und Zulassungsverfahren, Vereins- und Verbandsmitgliedschaften sowie Kosten für Ausbildungs- und Zuchtequipment, Welpenaufzucht und unvorhersehbare Tierarzteinsätze (z.B. Kaiserschnitt). Auch die Deckgebühr sowie Fahrt- und Reisekosten in der ganzen Zeit dürfen nicht unerwähnt bleiben.


Der persönliche Aufwand, die Kompetenz, die Einsatz- und Risikobereitschaft sowie die Passion jedes Züchters, der bewußt diesen Weg auf sich genommen hat, verdient Anerkennung und Wertschätzung. Dies macht einen Unterschied im Vergleich zu nicht international anerkannten Standards oder gar zu Zufallszuchten oder Vermehren.


All das passiert im Sinne der Hunde. Sie sollen ihren künftigen Besitzern gesunde, intelligente, leistungsfähige und schöne Jagdbegleiter während eines langen Hundelebens sein.


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