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Vom Interessenten zum Welpenkäufer aus Sicht des Züchters

  • Autorenbild: Sigrid Ackert
    Sigrid Ackert
  • 12. März 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Mai 2023

Wie läuft das alles ab? Was wird von mir erwartet? Klappt das auch?

Fragen über Fragen - nun folgt ein persönlicher Züchter - Leitfaden:



Wenn die grundsätzlichen Entscheidungen zu Rasse, Zeitpunkt, Zwinger etc. getroffen sind, muss Ihr erster Schritt die persönliche Kontaktaufnahme zum Züchter sein. Meist passiert das telefonisch und ganz häufig auch schon bevor Welpen überhaupt gezeugt sind. Als Züchterin interessiert mich zunächst grundsätzlich, wie der Welpe leben wird, welche jagdlichen Aufgaben er haben wird und welche Vorerfahrungen und Vorstellungen Sie als Interessent haben. Ich informiere Sie ausführlich über alle Hintergründe und Modalitäten. Passt das alles gut ins Bild, werde ich Ihnen anbieten, uns und die Hündin zu besuchen. Manchmal läßt es die Entfernung oder, oder, oder... zwar nicht zu, wofür ich natürlich Verständnis habe, allerdings möchte ich schon einen Eindruck von Ihrer Ernsthaftigkeit bekommen, genauso, wie Sie einen Eindruck von mir, der Hündin und der Zuchtstätte bekommen sollten. Ich nehme mir gerne Zeit für diese Treffen, ungezwungen wird dann bei Kaffee und Kuchen geplaudert oder mal schnell ins Revier gefahren für einen Spaziergang. Die Nachfrage passender Interessenten ist zum Glück groß, dennoch mache ich mir die Entscheidung, wo meine Welpen leben werden, alles andere als einfach. Bei niemandem ist alles perfekt, deshalb schätze ich Offenheit und Ehrlichkeit im gegenseitigen Austausch.


Nun beginnt in aller Regel das große Warten, denn ich kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zusagen, als dass ich Sie auf die Interessentenliste aufnehme. In dieser Zeit haben Sie über die Homepage, das Wurftagebuch oder direkten Kontakt zu mir immer die Gelegenheit auf dem neuesten Stand zu sein. So manchem blühenden Interessenten kommt in dieser Phase doch irgendetwas dazwischen, ihm ist die ungewisse Warterei zu mühsam oder er hat bei einem anderen Züchter eine Zusage bekommen. Dafür tritt ein anderer Interessent erst jetzt auf den Plan. Diese Zeit ist auch für mich als Züchterin mit Unwägbarkeiten, viel Warten und Hoffen verbunden, was nun mal in der Natur der Sache liegt....


Eine Entscheidung, wem ich einen Welpen anbiete, treffe ich anhand der Fakten und meines Bauchgefühls grundsätzlich erst, wenn der Wurf liegt, da erst dann die Anzahl der Welpen und die Geschlechterverteilung feststeht. Formal wird dann eine schriftliche Reservierungsvereinbarung mit Anzahlung getroffen. Die ersten drei Lebenswochen der Welpen gehören allerdings der Hündin und wir empfangen in dieser Zeit keinen Besuch. Ich versuche die künftigen Welpeneltern in diese niedliche, erste Zeit mit einzubinden, indem ich Fotos und Videos schicke und natürlich für alle Fragen zur Verfügung stehe.


All diejenigen, die den langen Weg bis hierhin mitgegangen sind und nun leer ausgehen, gebe ich auf Nachfrage natürlich gerne eine Begründung, verweise auf eine mögliche Nachrückerliste oder den nächsten Wurf und hoffe bei aller Enttäuschung auf Verständnis. Das ist mir sehr wichtig und gebietet der Respekt!


Bei denjenigen, die nun eine Zusage für einen Welpen haben, nimmt die Spannung allerdings nicht ab, denn nun gilt es herauszufinden, welcher Welpe am besten zu welchem Interessenten paßt. Mir ist es sehr wichtig, dass die künftigen Welpeneltern ab der 4. Lebenswoche regelmäßig zu Besuch kommen um die rasante Entwicklung der Welpen einerseits miterleben und sich andererseits ein eigenes Bild von den einzelnen Charakteren machen zu können. Mit zunehmender Aktivität treten die Persönlichkeiten der Welpen immer mehr in Erscheinung. Wer ist der gefallsüchtige Herzensbrecher, der allerdings jedes Herz im Sturm erobert, wer ist der entspannte Genießer, der wilde Rabauke oder vielleicht der Rebell oder unabhängige Denker? Besonders spannend zu beobachten ist, wie jeder auf die jagdliche Frühprägung reagiert und auf all die spannenden Dinge, die ich nun jeden Tag anbiete. Ich verbringe sehr viel Zeit mit den Welpen, entwickle natürlich ein Bild von jedem einzelnen, werde auch oftmals überrascht, dass eine Woche später die Karten sich doch nochmal verändert haben und gleiche all diese Entwicklungen laufend mit den Informationen, Vorstellungen und Erwartungen der künftigen Eigentümer ab. Das einzige Ziel dabei ist, die bestmöglichen Teams zusammenzustellen. Diejenigen, die regelmäßig zu Besuch kommen, viel Zeit mit den Welpen verbringen und viele Einblicke von mir bekommen, entwickeln selbstverständlich auch Vorlieben, trotzdem es immer nur Momentaufnahmen sind und häufig vom Sättigungsgrad und Müdigkeitspegel des Welpen abhängen.


Die letztendliche Zuordnung der Welpen zu den jeweiligen Interessenten treffe ich und zwar frühestens nach der 6. Lebenswoche. Natürlich bemühe ich mich in Anbetracht der Tatsache, dass kein Welpe teilbar ist, alle zufrieden zu stellen. In aller Regel fügt sich das aber sehr gut und läßt sich auch gut begründen. Wir alle haben uns bis hierhin viel Zeit genommen, viel miteinander gesprochen und viele Eindrücke gesammelt, so dass sich das Vertrauen in die richtige Auswahl entwickelt haben wird. Ich betrachte es als meine Hauptaufgabe, meinen Welpen den bestmöglichen Start ins Leben zu bieten und dazu zählt neben einer liebevollen, zeitintensiven Aufzucht und Prägung auch den perfekten "Lebensplatz" zu finden. Alles weitere liegt nicht mehr in meiner Hand!


Für die künftigen Welpeneltern ist dies eine intensive, erwartungsvolle Zeit, die ihnen einiges an Geduld abverlangt. Als Züchterin bin ich davon überzeugt, dass diese Probe zumutbar ist, da sie eine Basis schafft, die ich jedem Welpen schuldig bin!


Wenn dann der Moment des Auszuges da ist, das Vertragliche und alle weiteren Formalien erledigt sind, dann ist es idealerweise für mich schrecklich und wunderschön zugleich: Schrecklich, weil mein Herz blutet und wunderschön, weil ich mich über Ihre Herzen, die vor Freude Saltos schlagen, so erfreuen kann, da ich weiß, dass hier ein Dream-Team von dannen zieht.


Natürlich gibt es auch ein "Danach". Gerne stehe ich mit Rat und Tat zur Seite bei allen Fragen zur Eingewöhnung, Ausbildung und was immer auf dem Herzen liegt. Ich ermögliche den Austausch der einzelnen Welpeneltern untereinander, die sich häufig schon vorher bei gemeinsamen Besuchen bei mir kennengelernt haben, über eine WhatsApp-Gruppe. Außerdem freue ich mich sehr, wenn ich an dem weiteren Werdegang "meiner Welpen" teilhaben darf.



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